Vom Inn zum Lech
Bericht über die Exkursion des Historischen Vereins Rosenheim am 21.04.2007
Um es gleich vorweg zu nehmen – die erste Veranstaltung dieser Art
war ein voller Erfolg. Eine stattliche Reisegruppe machte sich bei herrlichem
Frühlingswetter auf den Weg nach Landsberg, um sich von Mitgliedern des
dortigen Historischen Vereins die Schönheiten der romantischen Stadt
am Lech zeigen zu lassen.
Ausgangspunkt des stadt- und kulturgeschichtlichen Spaziergangs war der liebevoll
renovierte und phantasievoll
wiederbelebte Bahnhof am Westufer des Lech. Hier sollten sich Kommunalpolitiker
unserer Region ansehen, was aus einem Bahngebäude alles gemacht werden
kann.
Dass ein bildender Künstler auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann,
sieht man am sogenannten „Mutterturm“. Der heute zu Unrecht weitgehend
vergessene englische Maler Hubert von Herkommer baute sich jenseits der Altstadt
am westlichen Lechufer ein Atelier in Form eines romantischen Burgturms. Daneben,
im ehemaligen Wohnhaus des Künstlers, befindet sich ein kleines Museum,
das Leben und Werk des berühmtesten Portraitisten seiner Zeit dokumentiert.
Das Wirken des zweiten großen Künstlers der Stadt, des Baumeisters
und Stuckateurs Dominikus Zimmermann, erlebt man im Zentrum der Altstadt.
Diese erreicht man, indem man den Lech überquert, der sich am Karolinenwehr
über vier Stufen schäumend in die Tiefe stürzt.
Städtebaulich höchst interessant ist der dreieckige Hauptplatz mit
dem Rathaus, dessen prächtige Fassade, geschaffen von Dominikus Zimmermann,
zu einer der bedeutendsten ihrer Art in Bayern gerechnet werden darf. Die
kürzlich realisierte Neugestaltung der Eingangstüren wurde in der
Bevölkerung höchst konträr diskutiert. Die Stadt hat sich eine
Satzung gegeben, die Regeln bei der Fassadengestaltung vorgibt. Der Effekt
ist sichtbar, denn nirgends stören grelle Reklamen oder unsensible Firmenschilder.
Im alten Sitzungssaal des Rathauses kam es zu einem beeindruckenden „Wiedersehen“.
Der Maler von Herkommer verewigte auf dem Monumentalwandgemälde die Ratsmitglieder
während einer Sitzung. Die Ehefrau des Vereinsvorsitzenden, Frau Treml
und eine sie begleitende Cousine aus Landberg erkannten unter den Ratsmitgliedern
ihren Großvater wieder.
Vor dem Mittagessen in einer mit altem Spielzeug urig eingerichteten Altstadtwirtschaft
galt es noch der Stadtpfarrkirche, die ihre imposante Größe erst
von innen preisgibt, einen Besuch abzustatten.
Frisch gestärkt brachte uns nach dem Essen der Bus hinauf zum Bayertor,
der schönsten gotischen Toranlage Süddeutschlands, wie die Führerin
stolz bemerkte. Die steile Alte Bergstraße machte eine kuriose Regelung
erforderlich. Anwohner durften ihre Türen nicht verschließen, damit
in Falle eines außer Kontrolle geratenen Fuhrwerks Passanten sich in
die Häuser flüchten konnten. Gottseidank ist heute ein verkehrstechnischer
„Bypass“ gelegt, so dass wir die schönen Altstadthäuser
in aller Ruhe betrachten konnten. Nach einem Abstecher zum Heilig Kreuz Spital
mit seinem beschaulichen Arkadenhof und der Jesuitenkirche, erwartete uns
im Neuen Stadtmuseum , einem ehemaligen Gymnasium, die nächste Führung.
Leider reichte die Zeit nur für ein paar Schmankerl, die vom Museumsleiter
spannend und mit Herzblut dargeboten wurden.
Danach bestand die Möglichkeit noch ein bißchen in der Altstadt
zu bummeln, ein Café oder eine Eisdiele aufzusuchen oder vom sogenannten
Jungfernsprung einen herrlichen Blick über die Dachlandschaft der Altstadt
und den Lech zu genießen.
Im Bus auf der Heimfahrt war man sich einig schnellst möglich wiederzukommen,
weil die Zeit einfach zu kurz war, die baulichen und kunsthistorischen Schätze
oder das Museum gebührend zu würdigen.
Hans Martin Ziegler