Historischer Verein Rosenheim und das „Adelsjahr 2008“

Die bairische Geschichte ist voller Geschichten

Mit der Bemerkung, das Jahr 2008 sei in Bayern zum „Adelsjahr“ gekürt worden, begrüßte Prof. Dr. Manfred Treml, Vorsitzender des Historischen Vereins Rosenheim die recht zahlreich erschienenen Besucher im großen Saal des „Künstlerhofes“, die den mit Spannung erwarteten Vortrag „Hofmark und Adelsstolz – Der Adel auf dem Lande“ von Prof. Dr. Reinhard Heydenreuther, hören wollten. Mit diesem Vortrag, am 12. Februar 2008, eröffnete der Historische Verein einen umfangreichen und vielseitigen Vortrags- und Exkursionszyklus, der in Zusammenhang mit der Landesausstellung „Adel in Bayern“ im Rosenheimer Lokschuppen sowie im Schloss Hohenaschau zu sehen ist.
So konnten kürzlich auch 20 Mitglieder des Historischen Vereins Rosenheim durch besondere Vermittlung von Prof. Dr. Manfred Treml an einer Führung in Schloss Maxlrain durch den Hausherrn, Dr. Erich Prinz von Lobkowicz, teilnehmen. Schloss Maxlrain ist eine der für Bayern typischen Hofmarken. Zum „Tag der bayerischen Landesgeschichte 2008“, am 4. Juli 2008, im Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum (KuKo) wird Prinz von Lobkowicz neben anderen hochkarätigen Referenten einen Vortrag „Adliges Leben heute – Beispiel Maxlrain“ halten.

Der Bayerische Landadel entwickelte sich aus dem „Dienstadel“
Referent Heydenreuther, nach eigenen Worten „Bayerischer Reichsherold, weil Herrscher über das Bayerische Adelsarchiv“, leitete seinen Vortrag mit der hintersinnigen Bemerkung ein, dass zwar in Bayern der Adel 1918 offiziell abgeschafft worden sei und auch keine Adelstitel mehr vergeben werden können, aber so mancher Zeitgenosse würde liebend gern für ein Adelsprädikat auf sein Gehalt verzichten und einen Batzen Geld dafür auf den Tisch legen.
Die Ursprünge des Adels in Bayern, darüber sind sich die Historiker einig, sind nicht eindeutig feststellbar. Aus alten Urkunden und aus entdeckten „Adelsgräbern“ kann geschlossen werden, dass ein so genannter Uradel (nobilis) bereits zur Völkerwanderung existierte. Bekannt aus jener Zeit sind die „Heerführer“ (herizgo), die vor dem „Heer herzogen“. Vieles deutet darauf hin, dass sich daraus die „Herzöge“ und das Herzogtum als Territorial- beziehungsweise Landesherrschaft entwickelte. Herzöge waren Träger der höchsten Adelsstufe („Fürstenklasse“) und unterstanden direkt dem König oder dem Kaiser (vgl. Bayernherzog Tassilo III. und Frankenkönig Karl der Große).
Der bayerische und überwiegend auch der fränkische Adel unterhalb der Fürstenklasse, so die bayerische Leseart, begann irgendwann seine Karriere als „Dienstadel“ (Ministeriale). Diese wurden oft als „Unfreie in gehobener Stellung“ von weltlichen oder geistlichen Landesherren für Hof-, Verwaltungs- und Kriegsdienste (Pfleger, Ritter) herangezogen und meist mit Dienstgütern entlohnt. Die Rechte und Pflichten dieser Ministerialen wurden in „Dienstrechten“ schriftlich fixiert (Adelskodex) und ihre Rechtsstellung wurde erblich.
Der Dienstadel durfte alsbald nur noch zu höheren Ämtern herangezogen werden und seine Dienstgüter (Hofmarken), auf denen er die niedere Gerichtsbarkeit ausüben durfte, nahmen bald die Form von Lehen an. Der Adel selbst erlangte schließlich die aktive und die passive Lehensfähigkeit. In seiner Gesamtheit bildete er den niederen Adel, auch als Landadel bezeichnet. Mit der detaillierten Fixierung ihrer Dienstrechte und Dienstpflichten waren Bayerns Adlige letztlich der Willkür ihrer Landesherren ausgesetzt und politisch relativ machtlos.

Die Hofmarken bildeten die Grundlage des bayerischen Adels
Da ihr politischer Einfluss am jeweils herzoglichen Hofe gering war und obendrein noch recht kostspielig, verlegten sich die „adligen Herrschaften auf ein prächtiges Landleben“ und waren mehr oder weniger darauf erpicht, sich von ihren Landesherren, die permanent Geld benötigten, so genannte „Adelsprivilegien“ zu erkaufen. So geschehen auch auf dem Landtag 1557 in Ingoldstadt.
Im Jahre 1808 beraubte Montgelas den bayerischen Adel seiner letzten noch verbliebenen Rechte und machte ihn zu reinen „Titelträgern“. Schon längst hatten die zeitgemäßen und studierten Staatsbeamten, oft bürgerlicher Herkunft, das Sagen. Der landesherrliche Pfleger war – aus heutiger Sicht – längst de facto „Landrat oder mehr“, dem auch die „Blutgerichtsbarkeit“ zukam. Bereits 1759 hatten Bayerns Adlige das „Privileg“ verloren, ihre Frau in ihrem Schloss einmauern zu dürfen, wenn sie diese „in flagranti“ beim Fremdgehen erwischt hatten.
Am Schluss seines teils mit humorvollen „Histör´schen“ bereicherten Vortrages und Streifzug durch Bayern Adelgeschichte meinte Referent Heydenreuther „... es lohne sich, in die Geschichte einzutauchen, denn es bestätige sich durchaus die Nachhaltigkeit in der Geschichte, die zeige, dass alles schon einmal da gewesen ist!“

Exkursion des Historischen Vereins nach Schloß Maxlrain
(Auszüge aus dem Internet)
Maxlrain, eines der schönsten Renaissance-Schlösser Bayerns, wurde als Burg unter dem Namen Mahsminreini bereits im 9. Jahrhundert urkundlich als Eigentum des Freisinger Bischofs erwähnt. Erbauer soll Karl der Große gewesen sein. Im 12. Jahrhundert wurden die Maxlrainer als Eigenleute (Unfreie in gehobener Stellung) der Herren von Beyharting erwähnt. 1516 erwarben die Maxlrainer, inzwischen zu mächtigen Herren aufgestiegen, die dem Reich unmittelbar unterstehende Herrschaft Waldeck mit dem Hauptort Miesbach.
Wolf von Maxlrain ließ 1523 die Lehensherrschaft des Freisinger Bischofs von Wallenburg auf seinen Sitz Maxlrain übertragen. Im Jahre 1548 wird Wolf von Maxlrain, der sich als geschickter Diplomat erwiesen hat, vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben und 1637 stiegen die Maxlrainer zu Grafen auf. Die ursprüngliche Burg ist im Jahre 1577 abgebrannt. Das heutige Schloss ist ein Achteckbau mit vier Ecktürmen und Anbauten. Der Hauptbau wurde in den Jahren 1582 – 1585 errichtet. Beeindruckend auch die um 1720 in den Rokokostil umgewandelte Schlosskapelle, die einen eigenen Geistlichen hat. Die Gottesdienste in der Schlosskapelle sind für Gottesdienstbesucher zugänglich.
1734 kam nach dem Tode des letzten männlichen Maxlrainers Johann Joseph Maximilian Veit die Grafschaft mit dem Maxlrainer Stammsitz gemäß Salzburger Vertrag an den bayrischen Kurfürsten und gelangte danach in den Besitz des Reichsgrafen Max von Rheinstein und Tattenbach. Im Jahre 1822 – ein Jahr nach der Umgestaltung der Hofmark Maxlrain in ein Patrimonalgericht – erbten die Grafen von Arco auf Valley den Besitz Maxlrain. Und 1848 kam es mit der Verwaltungsreform im Königreich Bayern zum Ende der für Bayern typischen Hofmarken.

Nach regen Um- und Anbauten erwarb Leo Graf von Hohenthal und Bergen im Jahre 1936 Schloss Maxlrain. Durch Tod und Unglück seiner drei Söhne kam das Schloss an seine Enkelin, Christina von Hohenthal und Bergen, die 1982 Dr. Erich Prinz von Lobkowicz heiratete. Heute wird das Schloss von Prinz und Prinzessin Lobkowicz, ihren sechs Kindern samt Mops bewohnt und ist daher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die beeindruckende Schlossführung durch den Hausherrn für die Mitglieder des Historischen Vereins Rosenheim ist die berühmte Ausnahme.
Prinz von Lobkowicz erläuterte den Besuchern, dass die Erlöse aus der Bierproduktion und den Wirtschaftsbetrieben auch zur Erhaltung der denkmalgeschützten Gebäude: dem imposanten Renaissancebau samt Schlosskapelle und diversen Anbauten aus verschiedenen Jahrhunderten diene. Die Sanierung der Fassaden und des Daches war aufgrund schwerer Hagelschäden notwendig geworden. Besonders auf der Wetterseite gab es schwere Einschläge bis auf die Armierung, so dass eine nur oberflächliche Schadenbehebung nicht ausreichend gewesen wäre. Auch die vier Türme wurden arg in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Wiederherstellung der Fassaden wurde die Farbgestaltung von 1580 gewählt.

Lobkowicz - eines der ältesten bömischen Adelgeschlechter
Die Mitglieder des Historischen Vereins Rosenheims hatten die Ehre, höchstpersönlich vom 1955 in München geborenen „Schlossherrn“, Dr. Erich Prinz von Lobkowicz, durch das Haus geführt zu werden. Der etwas leicht amerikanische Akzent rührt daher, dass der junge Prinz von 1960 – 68 in den USA lebte. Das Abitur machte er 1975 in München und bewies damit „Bodenständigkeit“. Danach folgten Studium der Philosophie, Sinologie und Geschichte in Freiburg und München; anschließend 1983 die Promotion zum Doktor der Philosophie.
Seit 1985 leitet der Prinz und Philosoph recht erfolgreich die „Maxlrainer-Betriebe“. Dem Internet ist ferner zu entnehmen, dass Dr. Erich Prinz von Lobkowicz auch Ehrenritter des Malteserordens ist und seit dem Jahre 2006 Präsident der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser-Ritterordens. Er ist auch Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande.

Die Familie Lobkowicz gehört zu den ältesten böhmischen Adelsgeschlechtern. Ursprünglich hießen sie „Popel“, was zu deutsch soviel wie „Asche“ bedeutet. Von da leitet sich auch der böhmische Wahlspruch der Familie Lobkowicz ab, der für die Vergänglichkeit des irdischen Lebens steht und lautet: „Popel jsem, popel budu“ (Asche bin ich, Asche werde ich).
Das Hochadelsgeschlecht teilte sich im 15. Jahrhundert in die Linien Lobkowicz-Hassenstein und Popel-Lobkowicz, die seit 1624 dem Reichsfürstenstand angehören. Bekannt sind das Palais Lobkowicz in Wien und das Palais Lobkowicz in Prag. Letzteres ist heute Sitz der Deutschen Botschaft.

Hohenthal und Bergen - ein sächsiches Adelsgeschlecht
Die heutige „Schlossherrin“ von Maxlrain, Prinzessin Christina von Lobkowicz, geborene Gräfin von Hohenthal und Bergen, ist eine Enkelin von Leo Graf von Hohenthal und Bergen, der im Jahre 1936 Schloss Maxlrain erwarb. Durch Tod und Unglück seiner drei Söhne kam das Schloss an seine Enkelin, Christina von Hohenthal und Bergen, die 1982 Dr. Erich Prinz von Lobkowicz heiratete.
Ein Vorfahre der von Hohenthal und Bergen, Peter Hohmann, 1663 in Könnern, einen kleinen Ort in der Provinz Sachsen geboren, gründete in Leipzig ein Handelsgeschäft und brauchte es bald zu Wohlstand und Ansehen. Er wurde von Kaiser Karl VI. in den Adelsstand erhoben und durfte sich von da an „Edler Panner von Hohenthal“ nennen. Bald folgte die Erhebung in den Freiherrenstand und 1790 in den Grafenstand. Bereits einige Jahre zuvor hatte die Familie von Hohenthal ein Schloss in Knauthain bei Leipzig erworben
Graf Karl Adolf von Hohenthal, königlicher sächsischer Geschäftsträger in München und in Hannover, heiratet 1851 Karoline Freiin von Bergen, geborene von Berlepsch, die frühere Gemahlin des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen. Seither lauter der gräfliche Titel „von Hohenthal und Bergen.“
Im Jahre 1936 wurde der kleine Ort Knauthain nach Leipzig eingemeindet. Die Stadt kaufte das Schloss von Graf Leo von Hohenthal und Bergen und ließ es zu einer Volksschule umbauen. Im gleichen Jahre erwarb Leo Graf von Hohenthal und Bergen Schloss Maxlrain, welches die heutige Schlossherrin, Prinzessin Christina von Lobkowicz, geborene Gräfin von Hohenthal und Bergen, von ihrem Großvater geerbt hat.

Damit dürften „Schloss, Schlossherr und Schlossherrin“ ausreichend vorgestellt sein und auch, wie sie in den Besitz des Schlosses und ehemaligen Hofmark Maxlrain kamen.

Jürgen Engelhardt 17.05.2008

zurück